Titanosaurus ist eine dubiose (zweifelhafte) Gattung sauropoder Dinosaurier aus der Gruppe der Titanosauria. Sie wurde mit der Art Titanosaurus indicus bereits im Jahr 1877 von Richard Lydekker anhand von spärlichen Überresten aus Indien beschrieben. In der Folgezeit wurde dem Titanosaurus eine Masse an weiterem Material zugeordnet – insgesamt wurden 14 Arten beschrieben, deren Überreste aus Indien, Laos, Argentinien, Madagaskar und Europa stammen und 60 Millionen Jahre innerhalb der Kreidezeit abdecken.
Die von Lydekker angegebenen charakteristischen Merkmale des ursprünglichen Materials (Holotyp-Material) – das lediglich zwei mittlere Schwanzwirbel umfasst – sind heute jedoch bei vielen anderen Titanosauriern und zum Teil auch bei anderen Sauropoden außerhalb der Titanosauria nachgewiesen worden. Da nach heutigem Gesichtspunkt kein Merkmal existiert, das die Art eindeutig charakterisiert (Autapomorphie), gilt die Typspezies Titanosaurus indicus als ungültig.
Von den 14 Arten wurden in einer 2003 veröffentlichten Studie nur fünf als gültig eingestuft. Diese haben jedoch zwangsläufig jeglichen Zusammenhang mit dem nicht-diagnostizierbaren Titanosaurus-Typmaterial verloren. Die Gattung Titanosaurus ist somit ein Nomen dubium („nackter Name“).
Titanosaurus ist Namensgeber für mehrere übergeordnete Taxa, wie die Titanosauridae, die Titanosauroidea und die Titanosauria. Er galt in der Wissenschaft lange als zentraler, wichtiger Vertreter dieser Gruppen. Diese Ansicht wird heute nicht mehr geteilt – von vielen Forschern wird auch die Familie Titanosauridae infrage gestellt, die in vielen kladistischen Analysen nicht mehr auftaucht. Taxa wie Titanosaurus und Titanosauridae werden heute oft als „Papierkorb-Taxa“ bezeichnet, denen Massen an Knochen zugeschrieben wurden, die dem Originalmaterial meist nicht besonders ähnlich sind. Die Systematik der Titanosauria ist heute noch sehr umstritten und wird von Wilson (2005) als „eine der letzten Fronten in der Dinosaurier-Phylogenetik“ bezeichnet.[1]
Die Titanosauria sind mit über 30 bekannten Gattungen die geographisch am weitesten verbreitete und verschiedenartigste Sauropodengruppe. Von anderen Sauropoden unterscheiden sie sich z. B. durch ihren „breiten Gang“, der sich auch in ihren fossilen Fußspuren widerspiegelt. Sie hatten ihre Blütezeit in der Kreide und waren, zusammen mit den Rebbachisauriden, die letzten überlebenden Sauropoden.